Auszeichnung "Denkmal des Monats" Bardelebenscher Hof (19. 02. 2013)
„Alte Stadt - Jugendfrei?!“
Veranstaltungsort: Bardelebenscher Hof
1550 gab der auf der Burg Ziesar residierende Bischof Joachim von Münsterberg den Brüdern Peter und Hans von Bardeleben einen vor der Stadt gelegenen Hof zu Lehen, den schon deren Vorfahren bewohnten. Das Bardelebensche Rittergut unterstand nicht der städtischen Gerichtsbarkeit und kam erst mit der Eingemeindung 1898 zum Stadtgebiet. 1861 ging der Besitz durch Heirat an die Familie Albrecht über, in deren Eigentum er bis zur Enteignung im Zuge der Bodenreform im Jahre 1945 blieb.
Während erhaltene Wirtschaftsgebäude und Anbauten überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammen, entstand das ehemalige Bardelebensche Gutshaus selbst Ende des 16. Jahrhunderts. Damit ist das stattliche zweigeschossige neunachsige Fachwerkhaus ‑ neben der Burg ‑ der älteste erhaltene Profanbau in Ziesar. Im Jahr 2001 erfolgte die Eintragung der ehemaligen Bardelebenschen Gutsanlage in die Denkmalliste.
Aufgrund des überwiegend sehr schlechten Bauzustandes wurden das als Kindereinrichtung genutzte Fachwerkgebäude und der damals noch zu Wohnzwecken vermietete südliche Anbau in den Jahren 2002 bis 2004 umfassend saniert. Zuvor hatte die Stadt entschieden, am Standort Bardelebensches Gutshaus die kommunalen Kindereinrichtungen mit Kita und Hort zu konzentrieren. Eine weitere Kita in einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert wurde aufgegeben. Dort entstehen gegenwärtig altengerechte Wohnungen.
Die Sanierungsarbeiten am Bardelebenschen Gutshaus umfassten das Fachwerkgebäude einschließlich des südlichen Anbaus, die Einfriedung und Teile der Außenanlagen. Am Südostgiebel des Gutshauses zeigte sich nach der Außenputzentfernung die bauzeitliche Fachwerkkonstruktion mit den originalen gemusterten Ausmauerungen der Gefache. Die Hölzer erlaubten erstmals eine genaue Datierung der Bauzeit des Gutshauses in die Jahre um 1585.
Zur Sanierung wurden rund 280.000 Euro Städtebaufördermittel aus dem Landesbauprogramm eingesetzt. Den durch die Stadt aufzubringenden 20%igen Eigenanteil unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit rund 40.000 Euro. Die Finanzierung des Umbaus im Inneren des Fachwerkgebäudes und der Baumaßnahmen am Anbau aus den 1970er-Jahren erfolgte mit rund 650.000 Euro aus dem Gemeindefinanzierungsgesetz.
Die kommunale Kindertagesstätte "Villa Regenbogen" im ehemaligen Bardelebenschen Gutshaus ist über Ziesar hinaus beliebt und bei einer Kapazität von 180 Plätzen gegenwärtig zu über 90% belegt. Die Tatsache, dass dieses außergewöhnliche, geschichtsträchtige Gebäude eine Kindereinrichtung beherbergt, fügt sich in die Strategie der Stadt Ziesar ein, historisch wertvolle Bausubstanz vorrangig zu erhalten und adäquat zu nutzen.
Ralf Schmidt
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